Von der Idee zum Stück

 

Nach den ersten Proben taucht immer irgendwann die Frage auf, ja was spielen wir denn eigentlich? Weil das bei uns im Schultheater immer ein offener Prozess ist, hat sich die Gruppe zusammengesetzt und versucht, sich auf drei Begriffe zu einigen, die das Stück beinhalten soll.

 

Die Begriffe lauteten:

- ausländisch

- humorvoll, ein Teil davon sollte schwarzer Humor sein

- berührend

 

Aus diesen drei Begriffen hat sich dann irgendwann das Überthema Flucht ergeben. Alle Spieler werden in diesem Stück zu "Ausländern", weil sie auf der Flucht sind. Und weil Flucht für uns Mitteleuropäer ein Thema ist, das wir immer nur aus der Sicht der Einwanderung erleben, haben wir den Spiess einfach umgedreht. Wir aus Nord- und Mitteleuropa flüchten in den Süden. Die politische Lage in Mitteleuropa ist dermassen angespannt, dass an ein friedliches Leben nicht mehr zu denken ist. So treffen sich 14 Jugendliche aus verschiedenen europäischen Ländern irgendwo in der Schweiz und flüchten gemeinsam in den Süden. Der Weg führt sie über die Balkanroute nach Istanbul.

 

Die UNO hat den Flüchtlingskorridor inzwischen mit einem Zaun abgegrenzt. So wird der Zaun für die 14 Jugendlichen zum ständigen Begleiter - und für unser Stück zum zentralen Bühnenbild. Ein 14 Meter langer Zaun zieht sich mitten durch den Zuschauerraum und trennt ihn in zwei Teile. Der Zuschauer sieht nur die eine Hälfte des Stücks, die andere hört er. Es ist vergleichbar mit heute. Wir Europäer sehen die Bilder der Flüchtenden im Fernsehen, aber was wirklich passiert, bleibt unseren Augen verborgen.

 

Die Diskussion in der Schweiz beschränkt sich oft nur auf die Kosten der Asylsuchenden. Dass sich aber hinter diesen Kosten menschliche Schicksale verbergen, geht vergessen. Dem wollen wir mit diesem Stück Rechnung tragen - hoffentlich berührend und bestimmt mit einer grossen Portion schwarzem Humor.

 

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