Aargauer Zeitung vom Dienstag, 3. Mai 2011, Text von Brigitte Widmer
Von Reiseplänen und Katzendieben
Seon Das Schultheater der Oberstufe spielt nächste Woche zweimal das eigene Stück «ab gehts!?» VON BRIGITTE WIDMER
Sie suchten ein Lustspiel und erfanden eine Komödie mit dramatischem Ausgang. Dreizehn Schauspieler aus dem Freifachkurs Theater der Oberstufe Seon zeigen nächsten Dienstag und Mittwoch ihr selber entwickeltes Stück namens «ab gehts!?». Die Geschichte handelt von einer Abschlussklasse, die beschlossen hat, die letzten Sommerferien gemeinsam auf Gran Canaria zu verbringen. Das Geld soll ohne Hilfe der Eltern aufgetrieben werden. Die 13 lassen sich einiges einfallen. Dabei spielen Katzen eine grosse Rolle und schon bald rollt der Rubel und das Ziel rückt näher. Doch plötzlich passiert Unerwartetes. Die Freundschaft, die alle miteinander verbunden hat, wird auf eine harte Probe gestellt.
Jugendtheater bedienen gerne Inhalte mit negativ behafteten Themen wie Partys, Alkohol oder Drogenkonsum. «Genau das wollten wir diesmal nicht tun», erklären die Spieler und Spielerinnen. Gezielt wurde nach anderen Themen gesucht. Dabei hat Kursleiter Manfred Stenz den Teilnehmerinnen keine Vorgaben gemacht. Über Diskussionen und Improvisationen fanden sich nach und nach Puzzelteile und der rote Faden der Geschichte. «Schwierig waren dabei nicht fehlende Themen sondern zu viele Ideen", erklärt Manfred Stenz. Heute steht die Produktion mit acht Szenen und sieben blitzschnellen Bühnenbildwechseln in der Endphase.
Dabei haben die Teilnherm:innen einen Reifeprozess durchlebt. "Früher habe ich mich über jeden Patzer, den ich machte, schrecklich aufgeregt", sagt einer der Jugendlichen. Im Kurs hat er erfahren, dass auch anderen Leuten Fehler passieren. Heute nimmt er es (nicht nur) im Kurs lockerer. Ein Mädchen bestätigt die Aussage: "Früher schämte ich mich für meine Fehler, heute lache ich oft darüber - ich wurde mutiger." "Wenn ich fremde Charaktere spiele, ist es, als ob ich mehr über diese Menschen erfahre. Das erweitert und stärkt meinen Umgang mit anderen Menschen.
Für Theaterpädagoge Manfred Stenz sind genau solche Aussagen das Ziel des Kurses. "Die Jugendlichen nehmen etwas Wertvolles mit für das Leben." Sie lernen sich in extremen Situationen zu retten; sie finden Lösungen. Ein Probebesuch zeigt starke Stimmen, frohe Aufmerksamkeit bei allen Darsteller:innen, lustige Momente aber auch Augenblicke, wo die Komödie durch knallhartes Kalkül unerwartet ins Dramatische gleitet.