«Knalleluja» - ein Theaterstück entsteht

Wynentaler Blatt, 23. Februar 2018, Text und Bilder René Fuchs

Das Wynentaler Blatt begleitet dieses Schuljahr die Theatertruppe der Kreisschule Homberg unter der Spielleitung von Manfred Stenz, in drei Abschnitten, auf dem Weg zur Aufführung im Mai. Der zweite Teil handelt von der Stückfindung und der ersten Leseprobe.

 

«Es gibt nichts Schöneres, als mit Menschen zusammenzuarbeiten, die etwas erreichen wollen», sagt Manfred Stenz, Theaterpädagoge und Lehrer an der Kreisschule Homberg. Im Freifach Schultheater leitet er 16 Schüler aus 12 verschiedenen Klassen der Kleinklasse, Real und Sek. an, innerhalb eines Jahres ein Theaterstück zu entwickeln und aufzuführen.

«Es gibt in der Schule kein anderes Fach, in dem die Gruppendynamik dermassen wichtig ist. Theaterspielen schweisst eine Truppe zusammen und verhilft auch zu mehr Selbstsicherheit. Vier Knaben und zwölf Mädchen der Schulstandorte aus Gontenschwil und Reinach haben das grosse Ziel, im Mai auf der Saalbaubühne mit einem unvergesslichen Theaterstück das Publikum zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen», fügt Manfred Stenz bei. Mit Leib und Seele ist er Theaterleiter und sein Funke springt zu den Jugendlichen über. 

 

Spiellust fördern

«Allem Anfang liegt ein Zauber inne», hiess es noch vor einem halben Jahr, als beim ersten Probebesuch das Erlernen der Schauspielkunst mit Konzentrations- und Improvisationsübungen im Vordergrund stand. Mit kurzen Spielszenen mitten aus dem Leben wurden Gruppeneffekte geweckt, Ängste abgebaut und die Spiellust gefördert. Theaterspielen ist das Eine, aber das passende Stück dazu zu finden, natürlich das Andere. Kurz gesagt, das Wichtigste überhaupt, denn es gilt ein Thema mit Rollen, die was wollen, auf der Bühne umzusetzen.


 

 «Ich hoffe, dass wir es schaffen, ein so heikles Thema mit Humor auf die Bühne zu bringen.»


Für die jungen Theaterleute steht stand von Anfang an besonders ein Thema im Raum: «Mobbing». Viele der Teilnehmer wurden im Verlaufe ihrer Schulzeit mit dieser Problematik konfrontiert, sei es, dass sie von Mitschülern schikaniert wurden, mit körperlichen Attacken, durch Ausgrenzung oder mit «Cybermobbing», schlimmen Kampagnen im Internet. Wenn zum Beispiel eine Schülerin, ein Schüler über einen längeren Zeitraum von Mitschülern immer wieder schikaniert wird, sei es mit körperlichen Attacken, mit Ausgrenzung und besonders mit «Cybermobbing», schlimmen Kampagnen im Internet. Ein Thema, das heutzutage Jung und Alt beschäftigt, ausarten kann und böse Folgen nach sich zieht. Aber weshalb wird denn gemobbt, was geschieht in einer betroffenen Klasse und wie kann man diese Untaten beenden? Vierzig Fragen, die sich die jungen Theaterleute im Vorfeld der definitiven Themenwahl gestellt und dem Schulsozialarbeiter Dominik Egloff der Kreisschule Homberg vorgelegt haben. Ein reger Austausch folgte und die Ideen für das Drehbuch wurden immer greifbarer. Den Zuschauern sollte später klar und deutlich aufgezeigt werden, dass Mobbing ein No-Go ist. Ein recht heikles Thema, das aber mit viel Emotionen, Fingerspitzengefühl und Humor umgesetzt werden soll. «Knalleluja» - der Titel verrät es: Ein himmlisches Stück mit knallendem Inhalt.

 


 

«Es bereitet mir sehr viel Spass in der Gruppe Theater zu spielen.»


Die Schülerschar im Übungslokal

Die tiefstehende Wintersonne scheint in die Aula des Breiteschulhauses und wirft Schattenbilder auf den Parkettboden, als eine quirlige und fröhliche Schülerschar nach den Sportferien ins Übungslokal tritt. Ein freudiges Wiedersehen und erwartungsvolle Gesichter. Die erste Leseprobe steht ja jetzt bevor. Gebannte Blicke ins druckfrische vierzigseitige Theaterstück, das Manfred Stenz nach der Ideenauswahl und regem Austausch geschrieben hat. «Seit meiner Arbeit als Theaterpädagoge bin ich auf der Suche nach dem perfekten Stück. Das Resultat ist immer das gleiche: Ich finde es nicht. Es gibt immer Dinge, die einfach nicht passen: Einmal ist die Gruppe zu klein, dann passt die Aufteilung von weiblichen und männlichen Rollen nicht, ein anderes Mal ist das Stück zu lang. So habe ich mir die Not zur Tugend gemacht und angefangen, eigene Stücke mit der Gruppe zu entwickeln und aufzuschreiben. Das hat sich in all den Jahren als Glücksgriff erwiesen. Die Stücke passen perfekt zur Gruppe, die Spielenden sind motiviert, weil sie sich mit dem Inhalt, den Figuren und dem Raumkonzept identifizieren können», erklärt Manfred Stenz seine grosse Fleissarbeit.


 

«Das Theaterspielen verhilft auch zu mehr Selbstbewusstsein im Leben.» 


Seite um Seite

Mal zaghaft, mal flüssig und betont wird jetzt das neue Stück, Seite um Seite von jedem in seiner Rolle vorgelesen. Aber was passiert denn nun genau im Stück? 15 Schutzengel leben auf der Wolke 5734 A1 und überwachen ihre Schutzkinder auf der Erde, die gemeinsam die 1. Sek. besuchen. Bald geht auf der Wolke das Gerücht um, dass eine neue Schülerin in die Klasse kommen wird, was zur Folge hat, dass auch ein neuer Schutzengel ihre Wolke bewohnen wird. Schutzengel Silvia erscheint und erzählt von ihrem Schutzkind Laura, das eine sympathische und strebsame Schülerin ist. Doch schon am ersten Schultag will diese unbedingt zum C.L.U.B. gehören, einer tonangebenden Gruppe der Klasse. Das Unheil nimmt seinen Lauf – auf der Erde wie auch im Himmel. 

 

Das Stück - eine Herausforderung

Wie im wahren Leben gibt es ein Opfer, Täter und Zuschauer. Nur sitzen jetzt 15 Schutzengel auf blauen Stühlen in der Aula, statt auf der Wolke 5734 und erwarten einen neuen Engel. Die fiktiven zu beschützenden Schülerinnen und Schüler einer Klasse auf der Erde durchleben das Gleiche. Auch bei Ihnen wird eine Neue, nämlich Laura zu ihnen stossen und somit ihr Schutzengel Silvia auf dem 16. Stuhl Platz nehmen. Laura, ist eine sympathische und strebsame Schülerin und will in den C.L.U.B., in eine tonangebende Gruppe der Klasse. Das Unheil nimmt so seinen Lauf und auch im Himmel ist nicht alles Gold was glänzt. Auch wenn goldige Flügel fast im Dauereinsatz sind und die himmlische Administration alle Hände voll zu tun hat.

Und was sagt Simea Lüthi, eine der jungen Schauspielerinnen: «Es ist ein sehr cooles Theaterstück, das uns aber auch recht fordern wird». Die anderen Jugendlichen doppeln nach mit Kopfnicken bis zum grossen Lob. Der Auftakt ist geglückt. Auch bei Manfred Stenz löst sich die Anspannung und jetzt öffnet sich symbolisch der Theatervorhang für weitere kleinere Anpassungen und intensive Szenenproben bis in den Mai. Die Jugendlichen bringen etwa in einem Monat ihre Engelskleider mit, schlüpfen dann beim Spielen wie in eine zweite Haut und müssen nun die Texte auswendig lernen. Für Manfred Stenz keine einfache Phase. «Jetzt kann nur eine Szene gespielt werden, wenn man den Text kennt. Die Verantwortung trägt nun jeder Einzelne mit und das Team wird noch mehr zusammenwachsen.» 

Intensive Wochen stehen also bevor. Der Monat Mai rückt näher und kurz vor der Premiere ist dann der dritte und letzte Besuch angezeigt. Die Spannung steigt und wie wird es dann wohl auf der Wolke 5734 zu und her gehen?