«Knalleluja» - Premiere im Saalbau

Wynentaler Blatt, 29. Mai 2018, Text und Bilder René Fuchs

 

Das Wynentaler Blatt begleitet dieses Schuljahr die Theatertruppe der Kreisschule Homberg unter der Spielleitung von Manfred Stenz, in drei Abschnitten, auf dem Weg zur Aufführung Ende Mai. Der letzte Teil handelt von den Kostümen und Szenenproben vor der mit Spannung erwarteten Premiere im Saalbau.

«Es gibt nichts Schöneres, als mit Menschen zusammenzuarbeiten. Die etwas erreichen wollen», sagt Manfred Stenz Theaterpädagoge und Lehrer an der Kreisschule Homberg. Im Freifach Schultheater leitet er 16 Schüler aus 12 verschiedenen Klassen der Kleinklasse, Real und Sek. an, innerhalb eines Jahres ein Theaterstück zu entwickeln und aufzuführen.

«Es gibt in der Schule kein anderes Fach, in dem die Gruppendynamik dermassen wichtig ist. Theaterspielen schweisst eine Truppe zusammen und verhilft auch zu mehr Selbstsicherheit. Vier Knaben und 12 Mädchen der Schulstandorte Gontenschwil und Reinach haben das grosse Ziel, Ende Mai auf der Saalbaubühne mit einem unvergesslichen Theaterstück das Publikum zu unterhalten und zum Nachdenken anzuregen», fügt Manfred Stenz bei. Mit Leib und Seele ist er Theaterleiter und seine Begeisterung springt auf die Jugendlichen über.

 


 

 «Am meisten freue ich mich darauf, dass wir zeigen dürfen, was wir in diesem Schuljahr schauspielerisch gelernt haben.»


«Allem Anfang liegt ein Zauber inne», hiess es noch vor 10 Monaten, als beim ersten Probebesuch das Erlernen der Schauspielkunst mit Konzentrations- und Improvisationsübungen im Vordergrund stand. Mit kurzen Spielszenen mitten aus dem Leben wurden Gruppeneffekte geweckt, Ängste abgebaut und die Spiellust gefördert. Theaterspielen ist das Eine, das passende Stück dazu zu finden, natürlich das Andere. Kurz gesagt, das Wichtigste überhaupt, denn es gilt ein Thema mit Rollen, die was wollen, umzusetzen.

 

Emotional, aber auch humorvoll

«Knalleluja - ein Theaterstück entsteht», hiess es dann vor einem Vierteljahr als die jungen Leute gebannt ins druckfrische vierzigseitige Theaterstück, das Manfred Stenz nach der Ideenauswahl und regem Austausch geschrieben hatte, blickten. Mal zaghaft, mal flüssig und betont wurde das neue Stück Seite um Seite von jedem in seiner Rolle vorgelesen. Neugierde und Spannung lagen damals in der Luft, wie wohl das heikle Thema Mobbing emotional und auch humorvoll auf die Bühne gebracht werden wird. «Es ist ein sehr cooles Theaterstück, das uns aber auch recht fordern wird», sagte damals Simea Lüthi, eine der jungen Schauspielerinnen. Und wie recht sie hatte!

«Die dritte und abschliessende Phase bei den Theaterproben ist immer der Schule am nächsten: Es gilt den Text auswendig zu lernen und es braucht Disziplin bei den Proben und eine hohe soziale Kompetenz», doppelt der erfahrene Theaterpädagoge Manfred Stenz nach. «Besonders bei diesem Stück sind fast alle Schauspieler immer auf der Bühne, aber nicht immer im Vordergrund, sprich im Scheinwerferlicht, und das bedingt viel Selbstdisziplin.»


 

«Dem Publikum ein neues Theaterstück vorführen zu dürfen, gefällt mir sehr.»


15 Schutzengel auf Wolke 5734 A1

Nur zaghaft scheint die Frühlingssonne in die Aula des Breiteschulhauses, als eine quirlige und fröhliche Schülerschar zum letzten Mal ins Übungslokal tritt. Ein freudiges Wiedersehen und erwartungsvolle Gesichter, als die goldigen Engelsflügel, die im TW-Unterricht genäht worden waren, an die weissgekleideten Jugendlichen verteilt werden. So als Engel im Raum zu stehen, gar nicht schlecht, denn Schutzengel zu sein, heisst ja auch die Freuden und Nöte der Menschen zu erfahren und zu teilen. Und an diesen wird es im Theaterstück «Knalleluja» gar nicht mangeln: 15 Schutzengel leben auf der Wolke 5734 A1 und überwachen ihre Schutzkinder auf der Erde, die gemeinsam die 1. Sek. besuchen. Bald verbreitet sich auf der Wolke das Gerücht, dass eine neue Schülerin in die Klasse kommen wird, was zur Folge hat, dass auch ein neuer Schutzengel diese Wolke bewohnen wird. Schutzengel Silvia erscheint und erzählt von seinem Schutzkind Eliane, das eine sympathische und strebsame Schülerin ist. Doch schon am ersten Schultag will diese unbedingt zum C.L.U.B. gehören, einer tonangebenden Gruppe der Klasse. Das Unheil nimmt seinen Lauf – auf der Erde wie auch im Himmel.


 

«Das Theaterspiel in der Gruppe bereitet mir grossen Spass.» 



Bereit zum Abflug

Und so erschreckt auch jetzt hier im Probelokal ein akustischer Masteralarm die menschlichen Engel, die besorgt nach unten auf die Erde blicken und zügig ihre fein geputzten goldigen Flügel anziehen und sich bereit zum Abflug machen. So wird minuziös Szene um Szene geübt. Manfred Stenz lobt, lacht, korrigiert und mahnt, wenn der Text immer noch nicht sitzt. Das Theater lebt, die Jugendlichen identifizieren sich mit ihren Rollen und die Angst, Fehler zu machen, schwindet. Spannungsgeladene Phasen wechseln mit ruhigen Momenten ab, wenn die Engel ihre Rapporte über ihre Schutzbefohlenen auf der Erde schreiben und dann vor Erschöpfung einschlafen. «Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ist manchmal kaum fassbar, dass man ein Thema, zu dem man sich eine Geschichte ausdenkt, so real auf die Bühne bringen kann», fügt der Spielleiter bei. 

Die Vorfreude und Spannung ist jetzt bei den jungen Theaterleuten auf die Aufführungen gross. Das zeigt sich beim abschliessenden Gespräch im Kreis: Die Zusammenarbeit im Team wird sehr geschätzt. Das Thema Mobbing berührt und die Hoffnung ist gross, mit dem Spiel den Zuschauern auch die Augen zu öffnen, denn Menschen zu schikanieren, bringt in jeder Hinsicht gar nichts und ist nur gefährlich. Auch Manfred Stenz, als Stückeschreiber, hat die Zuversicht, dass diese klare Botschaft über die Bühnenkante hinausgetragen wird.  

Drei intensive Probetage stehen nun noch auf der Saalbaubühne bevor. Alle Requisiten am richtigen Platz, die Technik im Griff und Aufführungen, die berühren, sind das grosse Ziel. Und was gar nicht verwundert: Alle 16 Jugendlichen möchten später wieder einmal Theater spielen. 

Wenn das nicht ein gutes Omen ist! Toi, toi, toi auf der Wolke 5734 A1!


 

«Mobbing ist im Leben unnütz. Schön, dass wir es dem Publikum mit diesem Stück eindrücklich zeigen können.»